Das CPPS wird durch vier Faktoren definiert
Zeit
Die Beschwerden bestehen seit mindestens sechs Monaten fortlaufend oder in Intervallen.
Ort
Schmerzen in der Beckenregion irgendwo von vorne unterhalb des Bauchnabels bis hinten zum Steißbein und Kreuzbein.
Funktionsstörungen
Funktionsstörungen der Organe im Becken (Blase, Enddarm, Geschlechtsorgane) sind häufig – müssen aber nicht bei jedem Patienten bestehen. Bei einigen sind die Funktionsstörungen viel quälender als die manchmal eher geringen Schmerzen.
Scheinbar fehlende Ursache
Eine Erkrankung in der Region (Urologie, Gynäkologie, Proktologie, …), die die Beschwerden erklären könnte, wurde durch entsprechende Fachuntersuchungen ausgeschlossen. Die Beschwerden stehen nicht in Zusammenhang mit der Periode oder einer Schwangerschaft.
Beschwerden des CPPS
Die Beschwerden beim CPPS können sich von Patient zu Patient sehr stark unterscheiden. Es ist das Chamäleon unter den Schmerzkrankheiten. Das macht es manchmal schwer, die richtige Diagnose zu stellen.
Führendes Symptom ist meistens der Schmerz. Häufig, aber nicht immer kommen Funktionsstörungen der Beckenorgane dazu. Bei einigen Patienten stehen diese ganz im Vordergrund der Beschwerden.
Häufig gestellte Fragen
Die Rolle des vegetativen (unbewussten) Nervensystems beim CPPS
Das vegetative (autonome oder unbewusste) Nervensystem regelt die Abläufe im Körper, die man nicht mit dem Willen steuern kann. Es ist ständig aktiv und reguliert die inneren Organe, z.B. Atmung, Herzschlag und Stoffwechsel.
Es gliedert sich in den Sympathikus, den Aktivitäts- oder Powernerv und den Parasympathikus, den Erholungs- oder Regenerationsnerv. Im Idealfall wechseln sich Sympathikus und Parasympathikus in ihrer Aktivität ab. Das vegetative Nervensystem befindet sich im Gleichgewicht. Stress und Angst (siehe: Welche Rolle spielt Stress beim CPPS? ) aktivieren den Sympathikus zur Daueranspannung. Der Parasympathikus wird dadurch praktisch abgeschaltet. Erholung und Regeneration finden nicht mehr ausreichend statt. Es kommt zu einem andauernden Ungleichgewicht des vegetativen Nervensystems.
Während wir unsere Bewegungsmuskeln an Armen, Beinen, Bauch und Rücken mit dem somatischen (willentlichen) Nervensystem bewusst steuern, werden die Muskeln des Beckenbodens teilweise vom vegetativen Nervensystem angesteuert.
Das erklärt die besonders starke Verspannung des Beckenbodens im Vergleich zu anderen Muskeln bei Aktivierung des Sympathikus. Es erklärt auch, dass es so schwer ist, aktiv, also mit dem willentlichen Nervensystem, die Muskeln des Beckenbodens zu entspannen.
Die vegetative Dysbalance ist bei den allermeisten CPPS-Patienten für das Aufrechterhalten der Verkrampfung des Beckenbodens ganz entscheidend und muss deshalb im Behandlungsplan unbedingt berücksichtigt werden.
Das CPPS – eine funktionelle Störung
Wir haben es beim CPPS nicht damit zu tun, dass Gewebe zerstört ist, sondern „nur“ mit Funktionsstörungen. Wenn ein Gewebe oder Organ nicht funktioniert, kann dies genauso viel Probleme bereiten wie wenn es tatsächlich geschädigt ist. Der Vorteil ist, dass bei Behebung der Funktionsstörung alles wieder in Ordnung kommen kann.
Es besteht eine hypertone Dysfunktion der Muskeln des Beckenbodens. Wenn diese Verkrampfung gelöst wird, verschwinden die Beschwerden. Es besteht eine Dysregulation des vegetativen Nervensystems mit Daueraktivierung des Sympathikus und Inaktivierung des Parasympathikus. Dies unterhält die Verkrampfung des Beckenbodens. Wenn die Überaktivität des Sympathikus beseitigt wird, kann der Beckenboden entspannen.